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TOKOLive
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TOKOLive 2007 Tagebuch - 3. Teil
Es regnet und regnet und regnet und regnet, sozusagen zum erbrechen. Wir sind im Haus und versuchen die Kids der 2. Freizeit bei Laune zu halten... Es geht! In der Bastel AG werden Gipsmasken, Helme und andere Utensilien für die Rollenspiel AG gebaut, in der Computer Ag wird um den einen Rechner gestritten an dem Spiele erlaubt sind (die anderen 6 Rechner werden sinnvoll verwendet), im Speisesaal wird gespielt bis zum "geht nicht mehr", einige Kids sind auf dem Zimmer und spielen Monopoly Banking, andere wiederum sind am Tisch Tennis spielen und der Rest tummelt sich im Haus. Zum Glück kommt keine lange weile auf aber es doch ziemlich bedrückend.
Ich möchte aber erst noch mal von der 1. Dekade berichten. Wie im letzten Tagebuch beschrieben, hatten wir wirkliche Probleme mit einigen Kids, so wurden uns die Kinder mit ADHS beschrieben und im Endeffekt zeigte sich das dort andere Probleme vorlagen, die mehr als die „normalen“ Probleme eines ADHS Kind Schwierigkeiten verursachten. Manchmal musste ich mich auch fragen, ob nicht eventuell die anderen Kinder darunter leiden und ihre Freizeitqualität deswegen weniger gut war.
Wir hatten teilweise Kinder mit heftigen aggressiven Schüben, die zum Teil eine 1 zu 1 Betreuung forderten. Nach ein paar Tagen ging es wieder, vor allem auch weil wir ein wirklich gutes Team sind, welches sich in allen Lagen unterstützten. Auch die Kinder zeigten ungemein viel Verständnis für die Situation, so das wir alle Probleme wieder in den Griff bekamen. Dennoch haben wir daraus gelernt und werden bei der nchsten Freizeit mehr darauf achten, wer die Kinder sind und unter welchen Aspekten wir sie auswählen werden.
Dennoch waren die letzten Tage der 1. Dekade richtig klasse, alle Programme liefen, die Kids haben alles angenommen und waren zufrieden, außer zwei Kinder die abgereist sind war alles entspannt und den Umständen unseres Unterfangens völlig normal.
Was besonders schön zu beobachten ist, sind unsere Verliebten, es werden täglich Zettel rumgereicht mit Fragen wie: "willst du mit mir gehen", kreuze an ja, nein oder vielleicht. Meist noch mit dem Nebensatz, ob wir uns morgen um 11 Uhr im Speisesaal treffen wollen. Leider wird nicht jeder Liebeswunsch erfüllt aber das scheint einige nicht zu interessieren und so wird mit neuem Mut einfach eine neue Holde ausgewählt, die dann mit einem neuen Brief beglückt wird...
Ich bin nur froh darüber, dass die Kids noch nicht wissen was es wirklich heißt eine Beziehung zu führen. Ich schätze auch, dass frühestens zur nächsten TOKOLive mit dem 1. Zungenkuss zu rechnen sei, mit anderen Worten ist der Küschi auf die Wange das höchste der Gefühle, wenn man allerdings die kleinen Liebespärchen im Kino beobachtet wie sie kichernd in der letzten Reihe im Kino Händchen haltend sitzen, strahlen sie wie glücklich Honigkuchenpferde und leben tatsächlich nur für diesen Moment, es ist einfach nur herrlich und schön zu beobachten. Am Abend überbringe ich übrigens immer noch die Liebesgrüße der Verknallten, denn das Betreten der andersgeschlechtlichen Zimmer ist bei Todesstrafe verboten... ;)
Was mich bei der 1. Dekade besonders freute, waren die vielen Kinder, die trotz der anfänglichen Probleme ihre Freizeit verlängern wollten, gleich 20 an der Zahl, was im Endeffekt für unser Unterfangen spricht. Als ich mit einigen Eltern telefonierte, waren diese sichtlich überrascht, dass zum einen ihre Kinder verlängern wollten aber noch viel mehr, dass wir es zuließe. Selbst die Kinder die am Anfang wirkliche Probleme zeigten, waren später so sehr gefestigt, dass es für uns kein Problem darstellte alle Kinder zu behalten. Zum Glück gab es ausreichend Betreuer, so dass wir alle Wünsche erfüllen konnten.
Am Donnerstag kamen also entsprechend weniger Eltern zur Abschiedsparty, was der Party aber keineswegs schadete. Ganz im Gegenteil, es war eine Megastimmung, alle tanzten ausgelassen, von Pogo bis zum gediegenen Engtanz für die Verliebten, jeder kam auf seine Kosten.
Dann kam der Freitag, die neuen Kinder kamen an und uns erwartete eine neue Herausforderung! Durch die 1. Freizeit haben wir wieder viel dazu gelernt, z.B. unsere Ansagen sofort durchzuziehen und nicht lange zu lamentieren... Also wurde bei der Aufnahme der neuen Kinder, gleich knallhart erklärt wie es laufen würde. Es gab wenig Regeln, diese werden aber ohne Umwege und vor allem Diskussionen durchgeführt...
Natürlich waren die Kinder zunächst verunsichert und gingen erstmal etwas geschockt aus dem Zimmer. In der 1. Nacht mussten so auch direkt 4 Kinder auf dem Flur schlafen, was allerdings bezeichnend war, es waren 3 Kinder aus der 1. Dekade und nur 1 Kind aus der 2. Dekade! Gestern Nacht waren es nur noch 2 Kinder und für heute Nacht bin ich sehr zuversichtlich das es maximal 1 bis gar keins mehr sein wird. Auch die anfängliche Unsicherheit ist verflogen, weil die Kids sehr schnell gemerkt haben, dass wir trotz der Strenge auf der einen Seite sehr locker auf der anderen Seite sind, sie haben sehr viel Spaß, wir im übriegen als Betreuer auch...
Trotz des derzeitigen Wetters und das „Rumhängen“ im Haus, ist die Stimmung bombastsich, für die Rollenspiel AG werden Helme aus Gips gebaut, die Computer AG ist überlaufen und es gibt so gut wie keine Streitereien im Haus, auch die anfänglichen Heimweh-Attacken sind verflogen...
Das Haus ist wieder lebendig und ich freue mich sehr auf die nächsten 14 Tage mit derzeit 52 Kindern...
In den nächsten Tagen, werde ich selbstverständlich noch mehr auf die 2. Dekade eingehen und bitte den geduldigen Leser jetzt schon um Entschuldigung, dass mein diesmaliger Tagebucheintrag nicht so lang geworden ist wie die anderen aber ich bleibe am Ball!
Jochen Bantz