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TOKOLive Rückblick '06 Teil III
Wieder sind ein paar Tage vergangen, und es ereigneten sich Dinge, die in keiner Ferienfreizeit etwas zu suchen haben.
Aber erst das Positive:
Nach der letzten Rangerwanderung gab es am Nachmitttag wieder ein Fußballturnier. Was auch sonst?
Am Abend kam dann die versprochene Nachtwanderung, die in der Nacht zuvor Aufgrund des Wetters ins Wasser fiel. Also Powertag für die Kids, welcher sich auch noch in der Nacht rächte, nämlich in Form von Übelkeit und nächtlichem Erbrechen. Zunächst waren es nur zwei Kinder, die betroffen waren, so dass wir die Situation noch nicht so ernst nahmen, wie sie später noch wurde. Stress und das Wetter sollten der Auslöser sein und wir gaben uns zunächst damit zufrieden...
Am Freitag kamen dann die ersten Eltern, und die Kids aus der Nacht zuvor waren wieder fit, allerdings zeichnete sich eine Besonderheit ab. Die kranken Kinder durften Gameboy spielen. Plötzlich erkrankten wie von einer Seuche befallen kurz zuvor noch kerngesunde Kids und ließen das Krankenzimmer relativ schnell voll werden ...
So waren wir zunächst damit beschäftigt, die Scheinkranken zu versorgen und darauf zu achten, dass die gesunden Kinder von den kranken getrennt untergebracht wurden. Am Abend kam dann das große Ereignis: Verabschiedung der ersten Dekade und Diskovorbereitung für alle Kinder. So wurden tolle Dekos gebaut inkl. Diskokugel, die aus einem Luftballon bestand, der mit Silberfolie überzogen wurde. Das sah wirklich spitze aus.
Die Eltern, die mittlerweile im Camp ankamen, um ihre Ableger abzuholen, waren erst einmal durch eine Führung und spätere Gespräche mit uns Betreuern belegt. Was fiel uns während des Aufenthaltes ihrer Kinder auf, was konnten wir für Ratschläge geben, wie waren die Kids und welche Probleme, die es gar nicht gab, mussten besprochen werden. Ich traf auf Eltern, die tatsächlich die Zeit genossen haben und wißbegierig alles aufsogen was wir ihnen zu erzählen hatten.
Das schönste Kompliment, welches ich an diesem Tage bekam, kam von einer Mutter die in einer Nebenbemerkung sagte: „Was haben sie mit meinem Sohn gemacht? Ich habe ihn noch nie so entspannt und ruhig erlebt, besonders nicht in so einer großen Gruppe mit vielen anderen.“
Sie schien wirklich begeistert und man merkte sowohl der Mutter aber auch dem Sohn an, dass das Zusammensein an diesem Tage eine völlig neue Qualität bekam. Für mich war es wirklich schön, das zu erleben, zumal dieses Kind eigentlich täglich bei uns im Betreuerzimmer saß.
Ich muss gestehen das mir der Junge nun sehr fehlt, und ich mich jetzt schon auf die nächste Freizeit freue, bei der er wieder dabei sein wird!
Am Abend war dann Disko. Es zog sich wie immer alles in die Länge, was aber der guten Laune keinerlei Abbruch tat. Alle waren damit beschäftigt, eifrig zu dekorieren und sich „diskofein“ zu machen. So sahen wir Kinder mit völlig neuen Klamotten, die sogar sauber waren. Wir haben nicht schlecht gestaunt.
Bevor nun der Diskoabend begann, wurden erst einmal Urkunden für die Teilnahme am Bootcamp verteilt und später noch für die Teilnahme an der TOKOlive Ferienfreizeit. Danach gab die Musik AG das zum Besten, was in den 2 Wochen erlernt wurde, und ich kann ohne Übertreibung sagen, dass der Saal tobte. Die Eltern platzten vor Stolz, und ich dachte für mich: "Schön, dass wir unser Ziel erreicht haben. Glückliche Kindern bedeuten glückliche Eltern und nur darauf kam es uns an."
Nachdem nun alle ihr Können präsentiert hatten, wurde die Disko eröffnet. Ich ging vor die Tür, um mit einigen Eltern zu sprechen und wurde ca. 3 Minuten später in die Realität zurückgeholt. Das, was als Tanz angedacht war, entwickelte sich in kürzester Zeit zu einem Pogo-Festival der Superlative. Würde man das Video ohne Ton anschauen, könnte man denken, dass sich ca. 48 Kinder eine Massenschlägerei liefern. Die Stimmung war grandios, und die Mädels führten später noch einen Tanz auf.
Irgendwann liefen dann die Fotos und unsere DVD vom Camp über den Bildschirm, was wirklich alle fesselte und besonders die Eltern beeindruckte, denn der Beweiß, dass die Kinder nicht im Keller eingesperrt waren, konnte nun erbracht werden.
Als sich der Abend zur Nacht neigte, waren auch hier wieder keine Probleme zu erwarten. Wir gingen davon aus, dass sich die Überlkeitsattacken gelegt hatten, sodass sich jeder fast schon freiwillig ins Bett legte und keine nennenswerten Aktionen nötig waren, um die Kinder in den Schlaf zu wiegen.
Einige der Eltern kamen dann noch mit ins Betreuerzimmer, und es entwickelte sich etwas, was mich nach allen Strapazen der Freizeit, besonders durch die beinahe Insolvenz des Vereins aufgrund der Absagen diverser Teilnehmer, nicht nur neuen Mut aufbauen ließ, sondern mich persönlich in allem bestätigte.
TOKOLive Winterfreizeit 2006/07 und TOKOLive Sommerfreizeit 2007 stehen fest! Unterstützung aus allen Ecken, Eltern die alles aktivieren wollen was geht, Kinder die ohne zu zögern wieder dabei sein möchten und jetzt schon gebucht haben, Betreuer, für die es selbstverständlich ist, dass sie wieder mitkommen und das Haus, welches sich wieder auf uns freut...
Ich denke mehr Bestätigung gibt es einfach nicht und belohnt für jede Sekunde, die wir und die vielen anderen für dieses Unterfangen gearbeitet haben.
Am nächsten Tag war dann die Abreise. Viele Tränen flossen und letzte Verabschiedungen fanden statt. Es wurde etwas ruhiger im Haus, was aber wenig bedeutete, denn 28 andere Kinder erwarteten von uns, dass die Programme weiterlaufen und die Qualität nicht nachläßt.
Gegen Nachmittag zeichnete sich dann das ab, was für jedes Camp Horror bedeutet, um es gelinde auszudrücken. Ein Virus hatte das Camp erreicht und ließ von niemanden ab, stündlich kamen neue Krankheitsfälle hinzu. Ich selbst lag gegen Abend im Bett und musste ich mich erbrechen. Die anderen Betreuer waren die ganze Nacht bis um 6 Uhr morgens auf den Beinen und versorgten unsere Kinder so gut es ging. Der einzige Lichtblick war die Tatsache, dass es sich lediglich um Erbrechen und Schwächeanfälle handelte. So wurden wir von Fieber nur mit erhöhter Temparatur heimgesucht und blieben von Durchfall komplett verschont.
Glücklicherweise waren die Betroffenen maximal 24 Stunden vom Virus befallen, so das alles noch erträglich war, aber wenn man bedenkt, dass im Krankenzimmer ein ständiger Wechsel der Erkrankten stattfand, war dies alles andere als Lustig.
Ausser einigen Betreuer blieb kein Kind verschont, sodass wir auf der Suche nach dem Herd waren. Nachdem wir fast schon das ganze Haus sterilisiert hatten, stellten wir fest, dass das Virus von draussen kommen musste und gaben erschöpft aber wieder gesund die Suche auf. Wir legten diese Erfahrung mit dem guten Gefühl ab, dass unser Team auch in Krisensituationen funktioniert und sich jeder auf den anderen verlassen kann!!!
Gestern war dann zum Glück alles überstanden, und ein Programm der Superlative musste her, schließlich waren die Programme aufgrund der Situation im Haus und dem Wetter, welches mal wieder zum Kotzen war, nicht gelaufen. So fuhren wir mit den Kindern nach Braunlage in einen Erlebnispark. Trampolin, Riesenrutschen, Ketcar, BMX – Cross Strecke und viele andere Aktivitäten brachten den Lebensmut zurück und ließen die vergangen Tage vergessen...
Am Abend war dann ruhige Kugel schieben angesagt, so dass Basteln hoch im Kurs stand und unsere Schachfreunde auf ihre Kosten kamen. Heute Vormittag liefen wieder alle Programme wie geplant. Derzeit ist die eine Gruppe in Wernigerode auf einem Ausflug und die andere Gruppe beginnt mit dem Bootcamp. Der Alltag hat wieder Einzug in unser Camp gehalten, sodass nun nichts mehr schief gehen kann...
Ich werde langsam etwas schwermütig bei dem Gedanken, dass am Sonntag nun alles vorbei sein soll. Mir fehlen die Kinder der ersten Dekade und die Betreuer, die bereits abgereist sind, nicht wegen ihrer Arbeitskraft, sondern wegen ihrem Wesen, welches TOKOlive die Seele gegeben hat.
Auf der anderen Seite sind die vielen Eindrücke und Erlebnisse, die ich hier machen durfte, noch lange nicht verarbeitet, sodass ich die Zeit geniessen werde, wenn ich in diesem Erlebnis gefangen sein werde und daran zurückdenke, mit dem gleichzeitigen Gedanken und besonders der Vorfreude auf die kommenden TOKOLive Ereignisse die nicht mehr lange auf sich warten lassen werden...
Ich glaube das wir für uns selbst Betroffene, für die Kinder die hier waren und auch dem Verein TOKOL einen Meilenstein gelegt haben, der uns noch viele Jahre begleiten und weit über die Arbeit eines Forums hinausgehen wird!
Jochen Bantz